Einen Blazer tragen | Herzensnähprojekt

Blazer tragen - angepasst und umgenäht. JanaKnöpfchen - Nähen für Jungs

Vielen lieben Dank für eure wunderbaren Worte und euer Verständnis zu meinem letzten Blogpost. Und wie versprochen geht es heute um die Anpassungen des Blazers und die Nähschritte, die ich dafür gemacht habe. Wie beschrieben, war das Auftrennen und Zuschneiden das Schlimmste für mich, aber ohne ging es ja nicht, damit den den Blazer tragen kann.

Futter abtrennen und umplanen

Als erstes war das Futter dran, dass musste raus und hierfür setzte ich mich gemütlich auf die Couch, einen kleine Schere in der Hand und eine kleine Schlüssel für die Fadenresten neben mir. Die Wendeöffnung war, wie erwartet im Ärmel und nach dem Auftrennen, wendete ich den Blazer. Dann arbeitete ich mich Stück für Stück fort und ziemlich schnell war das Futter vom Oberstoff getrennt. Am nächsten Morgen nahm ich mir den Schnitt „Blazer Ellen von Pattydoo*“ und legte ihn auf den Oberstoff. Aber irgendwie passte es nicht zusammen, mein Bauch war damit nicht einverstanden und so suchte ich nach einem Oversize Blazerschnitt, denn der Blazer meine Schwester sollte dann doch mehr seine ursprüngliche Form behalten. Ich fand einen Schnitt bei DressyTalksPatterns* der ähnlich war und gut zum Ausgangsblazer passte. 

Er war gekauft und ziemlich schnell zusammengeklebt, so dass ich noch am gleichen Tag mit dem Auflegen des Schnittes und den Änderungen anfangen konnte. Ich überlegt mir nur, dass ich die Änderungen zunächst am Futterstoff vornehmen wollte, denn wenn ich hier was versauen, war es leichter das Futter nach zu nähen als den Außenstoff des Blazers. 

Futter auftrennen, Ärmeln anpassen und wieder zusammennähen

Der Blazer hatte zwei Seitennähte, wenn ich das mal so beschreiben darf. Und so wollte ich nur diesen Teil kürzen, damit ich nicht den gesamten Kragen abtrennen und auch anpassen musste. Ich legte mir also das Schnittteil „Rücken“ auf die Mittelnaht des Rückenteils und schaute wieviel ich hier abschneiden müsste. Das steckte ich mir erstmal weg. Genauso verfuhr ich mit dem Vorderteil. Dann steckte ich Vorder- und Rückenteil wieder zusammen und probierte das Futter an – jedenfalls den Korpus. Das saß dann schonmal ganz gut. Die Ärmel waren etwas schwieriger, da ich hier den Schnitt nicht verwenden konnte – das Armloch war anders geschnitten als der Blazer meiner Schwester. Also steckte ich die Ärmel erstmal so an, maß ab wie viel weg musste und schnitt denn anhand der Origianlrundung den Ärmel zu. 

Als ich das anprobierte, stellte ich dann noch fest, dass ich etwas Stoff aus dem Rückenteil rausnehmen musste. Das passte ich dann auch noch an. Auch bei der Weite der Ärmel schnitt ich einen Teil raus und versetzte den Abnäher der Ärmel, bis alles passte. 

Das schreibt sich hier nun grad so weg, aber mit allem drum und dran, habe ich hier 4 Tage für gebraucht, da ich nebenbei ja noch das Lapbook des Großen mit begleiten musste und wir ja auch noch Urlaub hatten…

Der Oberstoff war an der Reihe

Nachdem das Futter fertig war und passte nahm ich die gleichen Änderungen am Oberstoff vor. Hier war ich aber deutlich nervöser. Mit vielen Anproben und kleinen Schritten ging das hier auch gut und der Blazer passte. Als ich ihn dann jedoch nochmal an hatte, fand ich die Länge dann doch nicht so gut und steckte mir den Saum des Blazers um. 

Das wirkte dann besser und so kürzte ich den gesamten Blazer – Außen- und Futterstoff um ca. 6 cm. Das hieß auch, dass ich die Taschen nach oben versetzten musste, was nun aber kein großes Problem war. 

Bei der Anprobe stellte ich auch fest, dass die Brustabnäher, jetzt nicht perfekt sitzen – sie sind zu groß und natürlich zu weit unten – aber da es kaum Nahtzugabe von den Brustabnähern gab, machte es überhaupt keinen Sinn sie aufzutrennen und zu versetzen. Also ließ ich sie so und beim Tragen legt sich der Blazer vorne so in einen Falte, dass es nicht so auffällt. Also war ich fein damit. 

Der Blazer war nun fast fertig, fehlte nur noch das Zusammennähen von Futter- und Außenstoff. Das ging recht gut und die Wendeöffnung war dann auch geschlossen.

Einen Blazer tragen

Nun fehlten nur noch die Fotos. Es dauerte aber wieder eine Weile, bis ich den Blazer dann für Fotos angezogen habe. Ich hatte wohl etwas Angst davor, was es in mir auslösen würde, wenn ich ihn dann nun doch endlich trage…Aber zum Glück war es nicht schlimm, sondern eher schön, wie eine Umarmung aus der Ferne und ich fühle mich rundum geborgen, wenn ich ihn trage. So ging es mir auch, als ich dann zum Grab ging und ihr den Blazer „zeigte“. Das machte ich nur für mich und ganz allein – was gut war. 

Ich bin froh, dieses Nähprojekt doch angegangen zu sein und die Schere angesetzt zu haben. Was nach nun vier Jahren immer noch einen Überwindung war und das Nähprojekt für mich wohl auch ein Stück Trauerbewältigung. Fehlt sie mir doch immer noch in so vielen Situationen, obwohl oft ein Lächeln und schönen Geschichten dabei sind…

Ich wünsche euch eine wundervolle Woche

Viele Grüße

Jana

Schnitt: DressyTalksPatterns*

4 Kommentare

  1. Ich finde Trauer hat keine Zeit, vielleicht waren die vier Jahre also nicht lang, sondern genau richtig. Genau richtig, um ihn zu ändern und sich heute über einen tollen Blazer freuen zu können, der viel mehr ist als Kleidung. Ein schönes Projekt!

  2. Liebe Jana,
    du hast den Blazer deiner Schwester ganz toll geändert und siehst damit irgendwie besonders aus auf den Tragefotos! Ganz so, als ob du deine Schwester beim Tragen des Blazers spüren würdest. Danke fürs Zeigen beim DvD! Ich drück dich aus der Ferne und wünsche dir weiterhin viel Kraft. Liebe Grüße
    ELFi

    • Liebe ELFi,
      ich danke dir sehr für deinen schönen Worte und freu mich, dass er dir gefällt.
      Ganz liebe Grüße
      Jana

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert